Paddeltour 2003

Maaljooger:

Renate, Jörg, Ewald, Edith, Alfred, Linda, Hylke, Claudia, Detlev, Anneliese,

Rüdiger, Manuela, Berthold, Vanessa, Claas, Armin, Manuel u. Marlin.

Am 31 08.03 war es so weit,die Maaljoogers wagten den Sprung vom Fahrrad ins Paddelboot.

Scheinbar ist der Sinn eines Radfahrvereins, sich 2-3 mal im Jahr zu treffen, um den Allerwehrtesten für ein paar Tage auf einem unbequemen Fahrradsattel zu quälen. Unser Üpperstmaaljooger Alfred hat sich da, zum malträtieren seiner Jünger, noch mehr einfallen lassen. Die Paddeltour.
Da Kanus keine Fahrradsättel haben, hat ihm wahrscheinlich die unbequeme Sitzhaltung ersatzweise ausgereicht, um die Paddeltour als zusätzlich, jährlich wiederkehrendes Event, in seine Planungen aufzunehmen.
Vorteilig bei dieser neuen Art der Tortur ist, dass die hierfür zur Verfügung stehenden Wasserstraßen nicht, wie bei den Fahrradtouren üblich, durch pudelsandige Nebenstrecken ausgefeilt werden können. Böse Zungen behaupten, dass Alfred die Montage der üblen Nebenstrecken, milde formuliert, viel Spaß bereitet.
Doch auch unsere Paddeltour beginnt auf dem Drahtesel, denn leider haben wir nicht das Glück, dass der ausgewählte Ems-Jade-Kanal bei allen Mitgliedern durch den heimischen Garten führt.

So hatten wir uns am Sonntag für 10.00 Uhr im Zentrum der Metropole verabredet, um von hier aus dann weitere Treffpunkte anzufahren, bis die Clique vollständig war.
Dieses "Sammeln" hat fast rituellen Charakter. Die entstehenden Wartezeiten werden nach der Begrüßung und dem Austausch aller Neuigkeiten gern für kleine Sticheleien genutzt. Man hat Zeit sich gegenseitig zu mustern, das Rad des anderen zu bestaunen oder zu verreißen. Da geht es los mit dem Hightechgefährt von Alfred. Es hat Minimum-Maximum-Tachometer-Thermometer, Kartenhalter, Doppelscheinwerfer, einen Schnellverschluss für die Digitalkamera und ist vorn sowie unterm Sattel gefedert. Detlefs Rad besitzt ab und zu eine Stereoanlage. Jörgs Rad ist nagelneu, wurde jedoch mit dem alten, überdimensionierten Sattel und dem alten Namenshalter unfachmännisch verschandelt. Der Sattel passt nicht zum Rad, aber wie er selbst sagt, zum Arsch.
"Vielleicht braucht man solchen Sattel, wenn man nur im ersten Gang fährt" und "Jörg, Dein neues Rad quietscht gewaltig"
war zum x-ten mal zu vernehmen, weil er immer noch keinen drauf ausgegeben hat.
Claudia war mit einer, einem Sattelzug ähnelnden Konstruktion erschienen. Sie hatte das Rad Ihrer Tochter Marlin über eine Stahlstange im Schlepptau. Diese technische Errungenschaft wurde während der ersten Kilometer mehrfach um- und dann demontiert.
Am nächsten Treffpunkt hatte man erwartet etwas länger zu warten. Hier stoßen eigentlich Manuela und Berthold dazu, waren aber noch nie pünktlich und erreichen die Hauptgruppe meist erst am letzten Treffpunkt als Nachzügler. Die Ausreden sind auch meist die gleichen. Man wäre schon um 08.00 Uhr da gewesen, hätte noch niemand angetroffen und wäre dann noch mal zu Bett gegangen.
Am letzten Treffpunkt warteten Hylke und Linda (Lu) schon ungeduldig. Da jedoch Manuela und Berthold schon bei uns fuhren, war die Verspätung erklärbar und es konnte ja auch gleich weitergehen. Die letzten Kilometer zum Kanal könnte man als "Talk up Rad in platt" bezeichnen.

Auf diese unterhaltsame Weise erreichten wir dann, als etwas gedehnte Karawane, den alten Schifffahrtsweg. Das Begrüßungskomitee, zwei netten Ostfriesen mit einem PKW und einem Monsteranhänger auf denen die Kanus transportiert werden, waren schon früh erkennbar. Die Armada war schon zu Wasser gelassen und das Monster konnte nun unsere glücklichen Räder aufnehmen. Diese werden nämlich immer mit dem Kanuanhänger zum Etappenziel chauffiert. Alles im Preis inbegriffen.

Beim Besteigen der dünnwandigen Leichtboote geht es immer hoch her. Die Sprüche aller Genossen werden derber und man sollte sich den besten Platz frühzeitig sichern. Dazu sei anzumerken, dass ein Kanu 4 Personen, einen "mehr oder weniger" guten Sitzplatz zu bieten hat. Der beste ist nach meiner Meinung hinten. Mit einem Regenschirm in Petto und einer dieser wasserdichten Gepäcktonnen im Rücken muss man nur in der Lage sein, dem Vortrieb eine Richtung zu verleihen.
Das mit der "Richtung" ist beim Kanufahren nämlich so ein Ding. Einige Steuermänner versuchen diese Aufgabe durch Gegenpaddeln zu lösen, bis der Kahn wieder rückwärts fährt. Andere wiederum wechseln die Antriebsseite. Mal wird rechts, dann wieder links gepaddelt. Dummerweise wird diese Methode nicht nur vom Steuermann ausgeführt, ist deshalb interessant anzuschauen und hat einen heftigen Zickzackkurs zur Folge.
Nachdem alle mit ihrer ureigenen Technik auf dem spiddelig-dünnen Sitz im Kanu platzgenommen hatten, war wieder mal folgendes Phänomen aufgetreten:

Es war ein Jugendboot, ein Damenboot, ein Politikerboot und ein Technikerboot entstanden.
Jugendboot: Claas, Armin, Vanessa und Manuel.
Damenboot: Edith, Linda, Manuela und Claudia.
Politikerboot: Alfred, Hylke, Jörg und Berthold.
Technikerboot: Marlin, Detlef, Rüdiger und Ewald

Die Definition von Jugend- und Damenboot ist klar. Die Definition Politikerboot müsste auch klar sein. Hierin sitzen Alfred und Berthold, die beiden Vorsitzenden der größten Vereine unseres Dorfes. Gelenkt wird das Boot von Hylke. Der hat schon in seinem früheren Leben nur Chefs chauffiert. Jörg, als vierter Mann an Bord, kann auf jeden Fall soviel reden wie ein Politiker.
Die Besatzung des Technikerbootes kennt sich in Wasser-, Haus- und Fahrzeugtechnik aus, traut der Technik aber nicht und nimmt deshalb immer die kleine Marlin als Maskottchen mit.

Auf jeden Fall entstanden so wieder mal verschiedene Gewichtsklassen, die natürlich auch unterschiedlichen Tiefgang verursachten. Erwähnenswert ist, dass die Leichten schneller sind, die Schweren "eigentlich" stabiler im Wasser liegen müssten, die Jungen sollten weniger Kraft haben und die Frauen sind sowieso ein Fall für sich. Ich glaube hier hoffen die Männer immer noch auf einen wet-T-shirt-contest.
Das man dann um die Wette fährt ist klar. Was jeder einzelne dann an Tiefgang bringt, es sind ja keine Bruttoregistertonnen, muss er durch Technik oder politischem Einfühlungsvermögen Wett machen. Hier wird spätestens klar, welche Boote schwer im Wasser lagen und das unsere Unternehmungen nicht unbedingt etwas mit Sport zu tun haben. Die Pfunde kommen ja auch nicht von ungefähr. Ich habe Beispielsweise noch keine Radtour mitgemacht, die ohne Picknick geplant war. Und dann kommen zusätzlich die ungeplanten Stops. Die Satteltaschen voll mit den guten Wiener Würstchen "im zarten Saitling" oder Alfreds berühmt-berüchtigten Mettenden.
Klar, dass auch unser Paddeltour einen "im wahrsten Sinne des Wortes" Anlaufpunkt hatte.

Hierfür hatten Detlef und ich schon morgens um 08.00 Uhr eine kleine Vorbereitung begonnen (übrigens, Berthold und Manuela standen nicht an der Strasse).
Der gute Detlef hat einen Kleinlaster, der sich für den Transport von Bänken, Tischen, Grillapparaturen sowie dem zugehörigen Grillgut vorzüglich eignet, und der hiermit beladen, frühmorgens an einer sorgfältig in Marcardsmoor ausgesuchten Stelle, positioniert wurde. Die Wandlung dieses Depots zur gemütliche Lagerstelle wurde unserer bisher verhinderten Renate (ihr kam ein Kindergartenfest in die Quere) und der wasserscheue Anneliese (ich glaub sie kann nicht schwimmen) überlassen. Die beiden waren hier im Laufe des Vormittags angereist und hatten, bis zu unserem Erscheinen, das Fahrzeug entladen, alles Mobiliar aufgebaut und den Grill entfacht. Da sich Alfred beim Einkauf der Getränke unglücklich vergriffen hatte und alkoholfreies Dosenbier erstand, war nicht so schlimm wurde aber als Gesprächsthema immer wieder gerne aufgegriffen und neu gerügt. Gut eine Stunde schätze ich, haben wir hier im Sonnenschein verbracht, haben aufs Bier schimpfend, verschiedene Bratwurstsorten mit einer gesunden Bräune versehen und verspeist.

Körperliche Anstrengungen mit anschließenden Völlereien lassen manchen Menschen die Müdigkeit nur gähnend ertragen. Besonders schwer trifft es immer wieder unseren Jörg. Als "immermüder Jäger" in der Szene bekannt, hatte er sogar die freigewordene Ladefläche unseres Trucks für eine kleine Siesta auserkoren und sich darauf lang gemacht.
Das sind die Gelegenheiten, um seien Mitmenschen etwas zu quälen. Hierzu ist ja jeder gern bereit, der seine eigene Müdigkeit noch einigermaßen unter Kontrolle hat. Voran, die sonst so schüchternen Kinder. Und wer sich selbst nicht aufrappelt, kann sich im Halbschlaf wenigstens an den Geschehnissen erfreuen. Wenn man Jörg heißt, immer müde ist, ist man das Opfer.

Als die meisten Teilnehmer ihren "Toten Punkt" überwunden hatten, ging es weiter querab in Richtung "Etappenziel-Wiesmoor". Vorne weg die Kinder, die teilweise kniend ihrem Gefährt den nötigen Vortrieb verliehen. Dann folgten die schwereren Boote, mehr als Verdränger unterwegs. Die Abstände wurden durch den unterschiedlichen Ehrgeiz größer. Ein kleiner Regenschauer hat nicht weiter gestört (wie gesagt: Regenschirm auf, paddeln lassen und Richtung geben).

Wir saßen bereits im Restaurante nahe der Bootshäuser, hatten die Kanus gegen unsere Fahrräder getauscht und uns einem Eisbecher gewidmet, als hier Bertholds Sohn samt Freundin auftauchte. Seine Erklärung, er wäre telefonisch mit der Anlieferung eines trockenen Komplettoutfits für seinen Vater beauftragt, konnten wir erst nicht richtig deuten. "Ja", der ist ins Wasser gefallen!" sagte er.
Als wir realisiert hatten, dass auch so unser Vorsprung begründbar wurde, war das Gelächter groß. Wir hingen über die Geländer und erwarteten gern die Nachzügler, um unsere Schadenfreude richtig auskosten zu können.
Den späteren Ermittlungen nach, hatte sich das hintere Feld der Paddeltour zur "Kieler Woche" gemausert (bei der Kieler Woche fällt auch immer ein Politiker ins Wasser). Der letzte Törn war von 2 Schleusen unterbrochen, die ein Übertragen der Boote erforderlich macht. Hierfür ist zusätzliches Be- und Entsteigen der Boote notwendig. Wie man dieses Manöver sicher durchführt ist jedoch, zur Freude aller, nicht jedem bekannt. Wenn Beispielsweise zwei Leute gleichzeitig versuchen einen sicheren Stand an Land zu ergattern, gibt es immer einen Schnelleren und einen Langsameren. So soll Berthold im Spagat wenig geübt sein. Auch "eine Brücke machen" war wohl im Sportunterricht nicht seine Stärke aber im voran geschilderten Szenario erforderlich.
Der eigentlich Leidtragende war "Alfred der Schnellere". Er hatte seinen Fotoapparat nicht zur Hand und ärgert sich noch heute darüber, keine Dokumentation des Ereignisses angefertigt zu haben. "Berthold der Gefallene" soll, nachdem das Missgeschick ermal passiert war, noch einige Runden geschwommen sein. Die Lästermäuler unter den Augenzeugen sagen, dass bei entsprechender Aufsicht, eine "Seepferdchenauszeichnung" drin gewesen wäre. Fürs "Freischwimmer" war der Elan jedoch nicht groß genug. Der späte Einlauf des Politikerbootes (mit dem nassen Pudel an Bord) wurde ausgiebig umjubelt.
Am späteren Abschlussessen konnte ich diesmal leider nicht teilnehmen, bin mir aber sicher, dass die Badeszene noch großzügig ausgeschmückt wurde.
Wahrscheinlich gab es dabei auch anderes (richtiges) Bier.

Ich freu mich schon aufs nächste Mal.


Gruß an alle, Ewald.

© 2003
Ewald Albers
De Maaljoogers
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